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Insektarium

Insektarium

Die Bewohner des Insektariums sind zwar klein im Vergleich zu allen übrigen Zootieren. Dafür stellen sie mit Millionen von Arten die Mehrheit der Lebewesen auf der Erde. Ihre Biomasse ist enorm: Alle Ameisen auf der Erde etwa wiegen zusammen so viel wie alle Menschen.

Auch wenn einige der Arten manche Menschen schaudern lassen – sie sind ein wichtiger Bestandteil aller Ökosysteme. Gliederfüßer liefern Nahrung für Mensch und Tier und bestäuben unsere Futterpflanzen. Viele Insekten sind extrem spezialisiert, um auf arktischem Eis, im Wasser oder auf anderen Tieren überleben zu können. Sie haben hochkomplexe Facettenaugen, tragen ihre Ohren an den Schienbeinen und den Geschmackssinn an den Füßen, riechen mit den Fühlern und kommunizieren über Duftstoffe. Ihre Fähigkeiten sind daher Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte von Ingenieuren, Pharmakologen, Computertechnikern, Biologen und vielen mehr.

In drei Räumen gibt das Insektarium der Wilhelma Einblick in die faszinierende der Welt dieser kleinen Krabbeltiere.

Auf einen Blick:

Tierarten:
Insekten, Tausendfüßer, Krebse, Skorpione, Spinnen und Schmetterlinge
Pflanzenarten:
wechselnde Blütenpflanzen, Nektarpflanzen für Schmetterlinge
Wissenswertes:
Bereits 1979 wurde in der Wilhelma ein Insektarium eröffnet. 2002 folgte dann die Einweihung des neuen Gebäudes, das unter Einbeziehung historischer Sandsteingebäude aus dem Jahr 1864 entstand. Das Klima der Schmetterlingshalle ist schwül-warm mit Temperaturen zwischen 22 und 28 Grad und 60 bis 90 Prozent Luftfeuchtigkeit.

Kleine Tiere ganz groß

Der erste Raum ist den Gliederfüßern gewidmet, zu denen etwa 80 Prozent aller bekannten Tierarten gehören. Hier kann man die Anatomie eines Insekts an einer Riesenheuschrecke oder einer Gottesanbeterin studieren, Transportwesen und Staatsgründung bei den Blattschneiderameisen studieren und Abfallbeseitigung bei den Schaben und Speckkäfern beobachten. In einer Vitrine hängen vergrößerte Modelle verschiedener Insektenköpfe – da wird klar, wie so kleine Tiere auch durch dicke Wirbeltierhaut beißen, stechen und saugen können. In einem Seitenkämmerchen stößt lebende Fossilien, die seit 350 Millionen Jahren nahezu unverändert durch die Ozeane pflügen: Pfeil-schwanzkrebse. Der Name ist allerdings irreführend, die Tiere gehören zu den Spinnentieren und sind daher auch in unmittelbarer Nachbarschaft der Spinnen untergebracht.

Schillernde Schmetterlinge

Die Schmetterlingshalle präsentiert die Sympathieträger unter den Insekten. Besonders gut lassen sich die bunten Juwelen der Lüfte an den Blüten oder den Futterstellen beobachten. Die tropischen Falter kommen als Puppen aus Schmetterlingsfarmen nach Stuttgart, denn die Zucht ist zwar nicht schwierig, aber wegen der teuren Futterpflanzen in diesen Breiten einfach unwirtschaftlich. Der Weg vom Ei bis zur Puppe lässt sich auf den Wandtafeln, das Schlüpfen der Falter aus den Puppen am besten vormittags live im Schlupfkasten verfolgen. Die meisten Puppen sind unauffällig, manche aber fast so hübsch wie die Falter – etwa neongrün oder goldfarben mit schwarzen Tupfen. Außerdem haben in der Schmetterlingshalle die Flugfüchse eine Heimat gefunden. Dort sind die großen Fledertiere auch am helllichten Tag aus der Nähe zu beobachten.

Von Nützlingen und Schädlingen

Der dritte Gebäudeteil ist dem Verhältnis zwischen Mensch und Gliederfüßern gewidmet. Ein Bienenvolk kann als Honiglieferant noch mit nahezu uneingeschränktem Wohlwollen rechnen. Auch Ameisen sind spannend zu beobachten, solange keine Ameisenstraße quer durch die eigene Küche führt. Die Haus- und Vorratsschädlinge, Krankheitsüberträger und Gifttiere hingegen haben kaum Sympathie zu erwarten. Dabei sind wir an deren Ausbreitung oft selbst schuld, bieten doch land- und forstwirtschaftliche Monokulturen, zentralgeheizte Wohnungen sowie Handel und Reisen rund um die Welt den sechs- und achtbeinigen Lästlingen ungeahnte Verbreitungsmöglichkeiten und ganzjährig beste Lebensbedingungen. So kamen über die internationalen Handels- und Urlaubsrouten unter anderem Reismehl- und Kartoffelkäfer, Reblaus und Termiten nach Europa.

Wer wohnt hier?