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Pflanzenvielfalt: Baumartige Pfeifenblume

Baumartige Pfeifenblume

Die Baumartige Pfeifenblume ist ein herausragendes Beispiel für die Komplexität und Fragilität tropischer Lebensgemeinschaften. Dieses tatsächlich baumartige Gewächs erreicht eine Höhe von zwei bis sechs Metern. Es wirkt auf den ersten Blick eher unauffällig wie ein normaler kleiner Baum mit grünen Blättern. Alles andere als unauffälig aber sind seine Blüten, die direkt am Stamm wachsen. Sie bestehen aus kräftigen, trichterförmigen Blättern, die in einem Kessel enden und eine nahezu perfekte Nachbildung eines bestimmten Schwindlings darstellen, einem Ständerpilz aus der Gattung Marasmius. Die Imitation erfolgt nicht nur optisch, sondern auch geruchlich. Die Blüten locken Pilzmücken an, die ihre Eier eigentlich am Fruchtkörper der Pilze ablegen. Die Mücken rutschen nach der Landung in die Kesselfalle. Dort sind sie gefangen und werden von den Pollen der männlichen Pflanzenteile berieselt. Anschließend verwelkt die Blüte und lässt die Mücken wieder frei. Dann steuern diese den nächsten Pilz an – und wenn sie Pech haben, erwischen sie wieder einen Kessel der Baumartigen Pfeifenblume. Am oberen Ende weist dieser eine Reihe lichtdurchlässiger Zellen auf. Die mit Pollen beladenen Mücken versuchen, über diesen vermeintlichen Ausgang zu entkommen, und verteilen bei ihren vergeblichen Versuchen den Pollen auf empfangsbereite weibliche Pflanzenteile. Die daraus resultierenden Samen werden wiederum von Ameisen als Nahrung verschleppt und auf diese Weise verbreitet.

Die Baumartige Pfeifenblume ist nur von sieben Fundorten in Südmexiko, Guatemala und El Salvador bekannt. Die ungewöhnlichen Pflanzen weckten früh das Interesse von Botanikern. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie in Indonesien kultiviert, von wo aus ein Steckling in den Botanischen Garten in Bonn gelangte. Möglicherweise stammen alle heute in Europa wachsenden Baumartigen Pfeifenblumen von diesem einen Exemplar ab. In der Natur ist die Pflanze aufgrund der fortschreitenden Regenwaldzerstörung vielleicht schon ausgestorben. Hier zeigt sich die große Bedeutung botanischer Gärten für den Artenschutz.

Baumartige Pfeifenblume - Aristolochia arborea

Familie:
Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae)
Heimat:
Mittelamerika
Lebensraum:
tropische Regenwälder
Besonderheit:
Eine Pflanze, die Pilz-Mimese betreibt, um Mücken zur Befruchtung anzulocken und somit Samen zu bilden, die wiederum von Ameisen verteilt werden – ein Beispiel für die komplexen Wechselbeziehungen im tropischen Regenwald.
Standort:
bei der Voliere für tropische Vögel in der Gewächshauszeile

Gefährdung

Die 1964 erstellte Rote Liste bedrohter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) hat sich zur umfassendsten Informationsquelle über den globalen Erhaltungszustand von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten entwickelt. In ihr sind mittlerweile über 40.000 Spezies gelistet und gibt Auskunft über deren Verbreitungsgebiet, Populationsgröße, Lebensraum und Ökologie, Nutzung und/oder Handel, Bedrohungen und Erhaltungsmaßnahmen. Sie ist ein wichtiges Indikator für den Zustand der biologischen Vielfalt unserer Welt und ist zudem ein Instrument, um diese Vielfalt dauerhaft zu erhalten.

Hier wachse ich

Orchideenblüten im historischen Gewächshaus

Historische Gewächshauszeile

Die Historische Gewächshauszeile zeigt die vielfältige Flora und Fauna unseres Planeten in zahlreichen Facetten: Tropische Orchideen, dornige Kakteen, australische Vögel und filigrane Blüten warten unter den historischen Dächern und Kuppeln aus Glas und Gusseisen. Im angrenzenden Neubau geht es in die Welt der Kleinsäuger, Vögel und Insektivoren.