Welt der Vögel
Bereits kurz hinter dem Haupteingang beginnt die Reise durch die Vogelwelt mit der großen Flamingoschar. Daneben, in einer übernetzten, begehbaren Freiflugvoliere kann man Watvögel wie Triele und Stelzenläufer kennenlernen sowie australische Arten wie Sittiche und Kakadus entdecken. An die große Voliere angrenzend sind Anlagen für Brillenpinguine, Emus und verschiedene südamerikanische Vogelarten angeordnet.
Weiter geht es zur historischen Damaszenerhalle, der ehemaligen Fasanerie. Die heutigen Volieren werden vor allem von einheimischen Vögeln bewohnt. Auf dem Langen See schwimmen Sommer wie Winter elegant die Rosapelikane, während die benachbarten Stelzvogelwiesen Heimat für Kraniche und Enten sind.
Auf einen Blick:
- Wissenswertes:
- Auf Geheiß von König Wilhelm I. kam 1861 der erste exotische Vogel – ein Inkakakadu – in die Wilhelma. Aber erst im Frühjahr 1950 wurde in den vom Krieg noch schwer gezeichneten historischen Gewächshäusern eine umfangreiche Vogelausstellung mit angeschlossener Sonderschau eröffnet. Mehr als 150 Vogelarten wurden gezeigt, teils als lebende Exemplare, teils als präparierte Exponate. Das war der Startschuss für den zügigen Aufbau einer beeindruckenden Vogelkollektion.
Vogelwelten hautnah
Die 1993 eröffnete Vogelfreifluganlage fügt sich mit ihrem leichten und sehr transparenten Netzdach hervorragend in das Ensemble der Wilhelma ein und bietet ideale Haltungsbedingungen für verschiedene Vogelarten. An den Kuhreihern und Rosalöfflern vorbei führt der Weg in den begehbarenen Innenbereich. Dort werden unter anderem australische Vögel wie Nympensittiche und Rosakakadus, Bewohner der zentralaustralischen Trockengebiete und afrikanische Savannenvögel gezeigt. Das Zentrum der Freifluganlage bietet einen Einblick in die kleine Futterküche, in der die Nahrung für die gefiederten Bewohner angerichtet wird. Die letzte Voliere gehört den Watvögeln wie Trielen und Stelzenläufern. Über einen Holzsteg geht man durch den Lebensraum dieser Tiere und erhält so hautnah einen Eindruck in das natürliche Geschehen.
Wärmeliebende Frackträger
Ebenfalls 1993 entstand die Anlage für Pinguine zwischen Freiflugvoliere und Rückseite der Terrakottawand. Ein frostig temperiertes Haus benötigen die dort lebenden Brillenpinguine nicht. Sie kommen ursprünglich aus Südafrika, wo ein mediterran-atlantisches Klima mit nicht zu heißen Sommern und kühlen, regenreichen Winter herrscht. Obwohl die Wilhelma- Pinguine allesamt in europäischen Zoos geschlüpft sind, folgt ihr Fortpflanzungrhythmus immer noch dem Lauf der Jahreszeiten in der südlichen Hemisphäre. Ihre Brutzeit beginnt nicht wie bei den heimischen Vögeln im Frühjahr, sondern im September - also dann, wenn auf der Südhalbkugel der Frühling Einzug hält. Bereits seit 1954 hält die Wilhelma Pinguin, zuerst sogar Königspinguine auf den heutigen Stelzvogelwiesen. Später wohnten verschiedene Arten im Rundbecken im Maurischen Garten.
Begrüßungskomitee in Rosa
Als intensiver Farbtupfer im satten Grün der Parkanlagen begrüßt die Flamingoschar hinter dem Eingang die Wilhelma-Gäste. Die eleganten Vögel lieben Gesellschaft und leben in teils riesigen Kolonien von bis zu 200.000 Brutpaaren. Werden in der Wilhelma Küken erwartet werden, erkennt man dies am krautigen Bewuchs rund um die Flamingoanlage. Wenn einige Elterntiere, die sich das Brüten übrigens teilen, auf den Bruthügeln sitzen, halten sich Tierpflege und Gärtnerei mit dem Grünschnitt zurück. So soll vermieden werden, dass die Rosaflamingos aufschrecken und möglicherweise ihre Eier zurücklassen. Auch bei anderen Vögeln ist die Anlage ein beliebter Treffpunkt: Teichhühner ziehen ihre Jungen groß, Graureiher und Nilgans mischen sich unter die Flamingos und versuchen, etwas von dem Futter abzubekommen.
Damaszenerhalle und Langer See
Die historische Damaszenerhalle war einst der einzige Ort in der Wilhelma, an dem der Hausherr König Wilhelm I. von Württemberg Tiere hielt. Die frühere Fasanerie rund um das Baudenkmal beherbergt heute illustre Vogelarten: aus Nordamerika zum Beispiel Berghaubenwachtel, Roter Kardinal und Socorrotaube, aus Südostasien Chinesisches Bambushuhn, Weißhaubenhäherling und Temminck-Tragopan. Für Europa stehen hier Wachtelkönig, Rothuhn und der Wiedehopf. Vor dem Gebäude erstreckt sich der Lange See, der aus dem Überlauf des Seelöwenbeckens gespeist wird. Auf ihm zieht anmutig eine Gruppe Rosapelikane ihre Kreise. Mit einer Flügelspannweite bis zu 3,60 Meter und einem Gewicht von bis zu 15 Kilogramm gehören sie zu den größten Vertretern ihrer Gattung.
Stolze Kraniche
Das Reich der Kraniche sind die Stelzvogelwiesen. Der Westafrikanische Kronenkranich stand als Symbol für die erste Vogelschau in der Wilhelma und stolziert auch heute noch über das traditionsreiche Grün. Bei den grauen Paradieskranichen, den Nationalvögeln Südafrikas, gelang bereits 1957 der erste Bruterfolg. Auch die gefährdeten Weißnackenkraniche und Mandschurenkraniche haben schon mehrfach Küken aufgezogen. Die Vögel sind monogam und bleiben ein Leben lang mit ihren Partnern zusammen. Ihre Bindung festigen sie durch aufwendige Paartänze, die sich je nach Art unterscheiden. In der Paarungszeit sind Kraniche sehr territorial und wehren Feinde und Konkurrenten mit Drohgebärden ab. Vergesellschaftet sind unsere Kraniche mit Enten- und Gänsearten aus der ganzen Welt.
Australische Vögel
Die langbeinige Emus und die lautstarken Hühnergänse teilen sich die Anlage auf der Rückseite der Freiflugvoliere. Emus haben eine imposante Statur: Von einer Körperhöhe von 1,00 bis 1,30 Meter ragen ihre Köpfe an den langen Hälsen bis knapp zwei Meter hoch. Der Laufvogel ist von Natur aus flugunfähig, kann aber sehr schnell rennen. Für einen Zweibeiner erreicht er das bemerkenswerte Tempo von 50 Kilometer pro Stunde. Der Emu schafft dies mit einer sehr kräftigen Beckenmuskulatur. Deren Anteil an seiner gesamten Muskelmasse ist etwa so groß wie bei flugfähigen Vögeln die Flugmuskulatur. Auch die Hühnergänse bevorzugen ein Leben auf festem Boden. Mit ihren reduzierten Schwimmhäuten und langen Krallen sind sie auf das Landleben angepasst und ziehen sich nur bei Gefahr in Gewässer zurück.